Fazit

Änderungsstand: 2020-07-31

Bei keinem anderen System war ich so hin- und hergerissen, wie bei Unraid. Für Anfänger ein durchaus solides System, was man sogar empfehlen kann, wenn da paar Kleinigkeiten nicht wären, die das Gesamtpaket etwas herunterstufen. Für mich sind es Sachen, die vielleicht für einen anderen gar nicht relevant sind. Als Umsteiger von Openmediavault 5 hatte ich einige Ansprüche, da ich ein ausserordentlich zuverlässiges System hatte. Naja – ein richtiger Umstieg ist es nicht. OMV wird weiterhin als VM Bestand haben. Nur nicht mehr ganz in diesem Umfang, wie ich es bisher betreibe. Warum denn also wechseln, wenn doch Openmediavault so gut funktioniert? In OMV gibt es genau eine Sache, die ich vermisse. Eine reibungslose Einrichtung von virtuellen Maschinen. In meinem Büro sieht’s manchmal aus, wie einst in Luis Trenker’s Rucksack 🙂 . Naja, dann doch eher, wie im Computerladen um die Ecke. Ich habe einen Zustand erreicht, den ich so nicht mehr möchte. Um es kurz zu machen. Ich brauche Platz und wieder überschaubare Stromkosten. Manchmal werkeln hier 6 PC’s gleichzeitig, plus der Homeserver, plus 3-4 Raspi’s. Mit den Raspi’s komme ich klar. Aber die anderen PC’s müsssen endlich weg. Mein Hobby? Testen von Betriebssystemen und Anwendungen auf unterschiedlichen Betriebssystemen. Warum? Weil es mir Spaß macht. Und genau hier ist der Punkt, wo ich bei Unraid auf der einen Seite Spaß hatte, auf der anderen Seite gewisse Sachen vermisste, die den Spaß trübten. Doch seht selbst.

Vorteile:

  • Hardwareanforderung ziemlich gering (mit einem Dualcore und 8GB Ram funktioniert das schon ganz gut)
  • Ein eigenständiges Betriebssystem, welches Datenplatten unterschiedlicher Größe in einem Array zusammenfasst
  • Auch das weitere Hinzufügen von Datenträgern wird Problemlos sein, egal welche Größe diese haben. Einfach in’s Array einbinden – fertig (das einzige Problem ist hier die gekaufte Lizenz, die einen evtl. einen Strich durch die Rechnung macht)
  • Einzelne Platten drehen erst hoch, wenn diese benötigt werden (sehr gut, wenn man viele Platten und eine durchdachte Verzeichnisstruktur aufgebaut hat, wenn man doch eine gewisse Übersichtlichkeit möchte)
    • –> Das ist aber nicht unbedingt erforderlich. Unraid legt die Struktur auch selbst fest, wenn man keine Ansprüche daran stellt
  • Einzelne Platten können aus dem Array entfernt werden und an einem anderen Linux-Rechner ausgelesen werden (kann aber auch manchmal ein Nachteil sein)
  • Eine durchdachte Virtualisierung mittels KVM und Docker (auch mit Durchreichen von Hardware möglich)
  • Interne Zusatzfeatures wie AFP, NFS, SMB, FTP-Server, Syslog-Server
  • Datenintegrität mittels Parityplatte(n) sichergestellt
  • Einrichten von Cache-SSD-Laufwerken problemlos über die Gui möglich
  • Interne Systemauswertung wie z.B. GPU Statistics oder auch das Dashboard sind sehr einladend
  • Eine sehr große Vielfalt von angebotenen Apps und Docker
  • Hat man wenig Ansprüche, kommt man ohne Terminal aus (sehr viele Einstellungen sind in der Weboberfläche realisierbar)
  • Systembackup? Ein Backup des Sticks wird angeboten, sogar extern auf einen anderen Rechner
  • Mittlerweile auch ZFS möglich (Kentnisse erforderlich)

Nachteile:

  • Die Systemeigene Backup- Restore-Strategie , speziell der VM’s und Docker, ist einfach Grottenschlecht (zu einem Backup gehört nun mal auch ein Restore, was auch Anfänger bedienen können)
  • Kostenfaktor: Siehe hier. Für den Privatgebrauch hätte man anders entscheiden können
  • Der Parity Check dauert ewig

Unraid ist ein sehr solides System, bei dem die Vorteile sehr überwiegen. Aufgrund meiner Begebenheiten (Gbit-Lan, viele Platten, schon vorhandener Server, den ich nicht schon wieder Upgraden möchte), würde ich Unraid gern eine Chance geben. Doch wie der Zufall es will, schenkte mir meine Frau die Tage 2x 8TB WD Red. Diese als ZFS-Mirror in einen Proxmox-Server verbaut, muss ich unbedingt noch Testen. Da ich nur Gbit-Lan besitze, meine Daten auf einer 8TB, dicke Platz finden, würde ich auch da meinen Spaß haben. Auch ein Test mit Raid10 steht an (4x 4TB), da ich irgendwann vor habe, mein Netzwerk auf 10Gbit zu erweitern. Doch diesen Test muss ich wohl noch etwas hinausschieben, da ich keine realen Ergebnisse hätte. Mein derzeitiges Gbit-Lan hilft da nicht wirklich. Einzigst eine Ram-Erweiterung würde ins Haus fallen, was ich eigentlich nicht wollte, da diese Erweiterung auch schon wieder 150€ kostet.

Na gut. Die Testreihe mit Unraid ist beendet. Ich habe schon parallel einen weiteren Rechner mit Proxmox am Laufen und werde auch dafür gesonderte Guides schreiben bzw. habe ich schon angefangen :-).

Fazit nach 10 Tagen mit Unraid

Ich habe mich also für Unraid entschieden. Dank der 30-Tage Testversion könnte ich mich auch noch einmal umentscheiden. Aber dafür gibt es keinen ersichtlichen Grund. Meine Erlebnisse in den 10 Tagen im Schnelldurchlauf.

Der erste Tag war für das Einrichten der Platten und das Kopieren der Daten von der Backupplatte zu Unraid und zusätzliche Informationen Sammeln. Noch ein paar Guides hier und da, und der Tag war auch schon Geschichte. Mit 2-4 Stunden täglich, kann man nicht mehr erwarten. Fast alle Docker (calibre-web, duckdns, duplicati, EmbyServer, glances, heimdall, mariadb, netdata, nextcloud, phpmyadmin, portainer), die ich auch auf Openmediavault verwendete, liefen am 2. Tag inkl. Import der php- und Nextclouddatenbank(en) und Nextcloud selbst. Das ging mal schneller als erwartet. Am 3. und 4. Tag versuchte ich mich an „Traeffik“. Das war ein Fehlschlag. Als Alternative verwende ich vorerst „NginX“ als Reverse-Proxy und „Letsencrypt„. Tag 5 und Tag 6 mussten für die Backupstrategie genutzt werden. Dank mysqldump-Befehlen und rsync und dem Einbinden eines Scriptes in einer Unraid-App, für das automatische Ausführen der Backups, war das dann doch einfacher, als gedacht. Aber auch nur, weil ich mich schon ca. 2 Jahre damit befasste. Anfänger haben hier definitiv das Nachsehen und das ist auch immer noch der größte Kritikpunkt von mir, dass in der Weboberfläche von Unraid so schlecht mit dem Thema Backup umgegangen wird. Die restlichen Tage verbrachte ich damit, Emby zu konfigurieren (das war allerdings, dank Backups der Config-Files, in einer halben Stunde erledigt) und verschiedene VM’s für meine Softwareversuche, zu erstellen.

Bereut habe ich den Umstieg bisher nicht. Kein anderes System war so schnell eingerichtet, wie Unraid. Lasst Euch von den 10 Tagen nicht beirren. Es standen immer nur paar wenige Stunden zur Verfügung und ich hatte keinen Zeitdruck.

Zwei Sachen nerven allerdings. Der Parity-Check dauert bei einer 8TB-Platte, ca. 18 Stunden. Ich stelle den Scheduler auf monatlich. Und ich bin auch noch nicht dahinter gestiegen, warum ich ich jedesmal, nach einem Serverneustart, die Einrichtung des passwortlosen rsync wiederholen muss. Bei Aushandlung zwischen 2 OMV5-Rechner habe ich dieses Problem nicht (! wurde mittlerweile behoben).

PS:) Und ich habe doch etwas gefunden, was mir so gar nicht gefällt (Stand 6.8.3). Ohne Systemeingriff ist kein Docker-Compose möglich. Man könnte jetzt meinen, dass mit den angebotenen Docker soweit alles abgedeckt wird, was auch nahezu stimmt, aber die Vorteile von Compose vermisst man schon, wenn man sich über ein Jahr damit eingearbeitet hat. Vielleicht ist es auch nur Jammern auf hohem Niveau. Mein Unraid-Server läuft nun soweit fertig eingerichtet und in meinen Büro ist nun wieder viel Platz. Alle zusätzlichen Bastelrechner, außer die Raspi’s, wurden entfernt, dank mittlerweile 9 eingerichteten VM’s.

Mein Unraid

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